einsatztaktik
  ANZEIGEARTEN    
 
 
 
 
 
 
Die verschiedenen Anzeigearten des Rettungshundes und ihre Anwendung
(Quelle: SUCH UND HILF!, Kynos Verlag, 3. Auflage 2002)

Die Anzeige durch Bellen
  • A u s f ü h r u n g:
    Der Hund verharrt an der Stelle des intensivsten menschlichen Geruchs (zum Beispiel aus Trümmern aufsteigend) oder direkt am offen liegenden Opfer und bellt anhaltend bis sein Führer bei ihm ist. Der Führer lokalisiert durch das Lautgeben die Fundstelle.
  • V o r t e i l e:
    - Die Anzeige ist eindeutig. Sie wird auch dann noch wahrgenommen, wenn der Hund
      außer Sicht arbeitet. (Außer bei schlechten akustischen Verhältnissen.)
    - Sie ist direkt mit dem Erfolgserlebnis des Findens verknüpft und erfolgt sofort.
  • N a c h t e i l e:
    - Ein nicht verschüttetes Opfer könnte durch einen bellenden Hund verängstigt
      werden. (Flächensuche)
    - Durch die lange Verweildauer beim Opfer ist die Möglichkeit gegeben, dass das
      Opfer den verharrenden Hund beeinflusst.
    - Das Laut-Geben des Hundes wird nicht gehört: weil es durch andere Geräusche
      überdeckt wird; weil der Führer durch die Lage der Fundstelle das Bellen rein
      akustisch nicht wahrnehmen kann. (Geländemulde etc.)
    - Der Führer hört das Bellen zwar, kann es aber schlecht lokalisieren. In
      unübersichtlichem Gelände dauert es dann manchmal lange, bis er seinen Hund
      findet. Nicht jeder Hund bellt aber zuverlässig längere Zeit an einem Ort.
    - Einem stark verausgabten Hund fällt das Bellen schwer.
    - Beim verschütteten Opfer reicht das reine Bellen meistens nicht zur genaue
      Lokalisierung aus.
  • A n w e n d u n g:
    - Flächensuche
    - Trümmersuche, wenn auf Grund des Untergrunds kein Scharren möglich ist. 
    - Wassersuche

Die Anzeige mit einem Gegenstand (Bringselverfahren)

  • A u s f ü h r u n g:
    Der Hund findet, nimmt beim Opfer einen Gegenstand auf und kehrt mit diesem Gegenstand im Fang zu seinem Führer zurück. Der Führer nimmt dem Hund den Gegenstand ab und lässt sich vom angeleinten oder frei laufenden Hund zum Opfer führen.
  • B e m e r k u n g:
    Das Apportieren von Gegenständen, die der Hund mehr oder weniger zufällig findet (Stöckchen etc.) ist sehr problematisch. Was geschieht, wenn der bevorzugte Gegenstand nicht greifbar ist? 
    In der Praxis der RH- Arbeit hat sich das B r i n g s e l als Gegenstand am besten bewährt. Das Bringsel ist ein Lederstück oder ähnliches Anhängsel am Halsband des Hundes, das dieser nach dem Auffinden einer Person in den Fang nimmt und seinem Führer apportiert.
  • V o r t e i l e:
    - Die Anzeige wird im Augenblick des Findens spontan eingeleitet. (Aufnehmen des
      Bringsels)
    - Der Hund arbeitet praktisch lautlos.
    - Die Verweildauer am Opfer ist kurz. Das Opfer wird durch den Hund nicht geängstigt
      und kann diesen auch nicht beeinflussen.
    - Der Hund kann Freude oder Aggression problemlos im Bringen kanalisieren, ohne
      dass das Opfer auf irgend eine Art behelligt wird.
    - Die Anzeige ist eindeutig und der Hund leitet seinen Führer zum Opfer.
  • N a c h t e i l e:
    - Vor allem in dichtem Gestrüpp und Unterholz kann das Bringsel leicht vom Halsband
      abgerissen werden oder der Hund bleibt hängen.
    - Der durch Hitzeeinwirkung oder Erschöpfung stark hechelnde Hund lässt das Bringsel
      fallen. (Allerdings bellt ein Hund unter solchen Umständen auch nicht gerne.)
    - Lässt der Hund durch Ablenkung auf dem Weg zum Führer das Bringsel fallen, ist es
      fraglich, ob er es wieder aufnimmt.
  • A n w e n d u n g:
    - Flächensuche

Die Anzeige ohne Gegenstand (Leeranzeige)

  • A u s f ü h r u n g: 
    Der Hund verlässt die gefundene Person und kehrt zu seinem Führer zurück. Diesen macht er durch ein bestimmtes Verhalten darauf aufmerksam, dass er gefunden hat. Die Verhaltenspalette reicht vom stummen Anblicken bis zum Erfassen eines Kleidungsstückes seines Führers oder der Leine. Der Hund leitet zum Opfer.
  • V o r t e i l e:
    - Der Hund ist nicht durch einen Gegenstand belastet.
    - Er arbeitet meist lautlos.
    - Das Opfer kann durch den Hund weder gefährdet, noch belästigt werden.
    - Der Hund zeigt seinem Führer den Weg zur Person.
    N a c h t e i l e:
    - Der Hundeführer muss sein Tier »lesen« können, um dessen Verhalten richtig zu
      interpretieren.
    - Die Anzeige ist vom Auffinden zeitlich getrennt. Die Gefahr einer zwischenzeitlichen
      Ablenkung mit dem Resultat, dass der Hund seine Anzeige »vergisst«, ist groß.
    - Durch die Erwartungshaltung des Hundeführers ist die Gefahr des Fehlverweisens (das
      heißt der Anzeige ohne Finden) größer als bei anderen Anzeigearten
  • A n w e n d u n g:
    - Flächensuche
    - Trümmersuche
    - Wassersuche